Eine große Inspiration: Stephan Büttner kehrt in die Westfalenhalle zurück

Im Jahr 2021 änderte sich das Leben von Stephan Büttner von einem Tag auf den anderen. Bei einem Trainingsunfall erlitt der heute 28-Jährige eine schwere Wirbelsäulenverletzung und sitzt seitdem im Rollstuhl. Nun kehrt ‚Bütti‘ beim 39. ADAC Supercross Dortmund in die Westfalenhalle zurück. Auf einem speziell umgerüsteten Bike bestreitet der Thüringer die Streckenvorstellung im Rahmen des Openings. „Meine Gefühlslage lässt sich kaum in Worte fassen“, sagt Büttner, nachdem er einige Testrunden auf dem rund 300 Meter langen Parcours absolviert hatte.

Rückblende: Den Optimismus und die Lebensfreude, die Büttner heute versprüht, musste er sich erst wieder erkämpfen, denn nach seinem Unfall brach für ihn eine Welt zusammen. Der Sieger des ADAC SX-Cup in der Saison 2016/2017 in der SX2 wurde förmlich aus seinem geliebten Sport herausgerissen. „Ich muss zugeben, dass mir am Anfang etwas der Sinn des Lebens gefehlt hat“, sagt er. „Ich hatte keine Aussichten auf Heilung und keine Idee, wo die Reise hingeht. Ich bin in ein tiefes Loch gefallen.“ Doch Büttner wäre nicht er selbst, hätte dieser Zustand lange angehalten. Mit Unterstützung seiner Frau und seiner Familie kämpfte er sich aus der Depression heraus. „Ich habe vor allem daran gearbeitet, auf niemanden angewiesen zu sein“, erinnert er sich. „Schnell habe ich gemerkt, dass ich dazu viele Möglichkeiten habe. Daher habe trainiere ich extrem viel.“

Büttners langjährigem Team Pfeil suchte nach einer Möglichkeit, seinem langjährigen Fahrer die Rückkehr auf zwei Räder zu ebnen. Dabei stießen Harald Pfeil & Co. auf ein französisches Unternehmen, das spezielle Gestelle entwickelt, um querschnittsgelähmten Fahrern die Nutzung von Offroad-Motorrädern zu ermöglichen. „Ich wollte einfach aus dem Rolli raus und wieder auf ein Bike steigen“, sagt er. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Es gab dann über meine Geschichte ein YouTube-Video. Und kurz nach Veröffentlichung klingelte bei mir das Telefon. Thommy Deitenbach – Moderator und SX-Urgestein – rief an und fragte, ob ich nicht Lust hätte, beim Opening dabei zu sein. Ich musste nicht lange überlegen.“

Mit dem Gestell ist er über Sicherungsgurte fest mit dem Motorrad verbunden. Über seine gut ausgebildete Rumpfmuskulatur ist Büttner in der Lage, das Motorrad zu steuern und selbst kleine Sprünge sind kein Problem. „Motocross war lange Zeit mein Leben“, sagt er. „Nun habe ich eine Chance, meiner Leidenschaft auch in Zukunft als Hobby nachzugehen. Rennen werde ich bestimmt nie wieder fahren. Das ist klar. Aber einfach mal mit ein paar Kumpels rumfahren – da freue ich mich riesig drauf.“

Und, auch vor dem Opening am Samstagabend ist die Freude groß. „Ich bin zugegeben etwas aufgeregt“, gesteht er. „Das Gefühl, in die ausverkaufte Westfalenhalle zu kommen, wenn die Fans Dich als Fahrer anfeuern, das kenne ich. Aber heute Abend wird das bestimmt anders. Hochemotional. Ich habe jetzt schon Gänsehaut.“