Roland Brüss tritt in große Fußstapfen. Er ist bei der 36. Auflage des ADAC Supercross Dortmund als Rennleiter der Nachfolger von Ottmar Bange, der die Veranstaltung von Beginn an begleitete. Im Interview redet der hauptberufliche Kriminalhauptkommissar über seine neue Aufgabe in den Westfallenhallen, seinen Vorgänger und seine Erlebnisse in Dortmund.
Du trittst in große Fußstapfen…
Ja, das ist richtig. Ottmar ist in vielerlei Hinsicht immer mein Vorbild gewesen. Er kennt sich sehr gut aus im Motorsport. Er war früher schon mein Chef. Er hat mich damals zum Supermoto gebracht. Ich sollte für den ADAC Westfalen diesen Bereich abdecken. Das ist meine Hauptaufgabe im Zweiradsport. Nachdem er letztes Jahr relativ kurzfristig gesagt hat, er macht das nicht mehr, hat der ADAC Westfalen einen Nachfolger gesucht. Da ich die erforderlichen Lizenzen habe, habe ich gesagt, ich mache es.
Du bist ja nicht erst seit gestern in Dortmund dabei. Was hast Du vorher beim Supercross gemacht?
Ich war 1997 das erste Mal hier. Damals war ich gerade frisch in den Dortmunder Motorsportclub eingetreten. Man hat mich gefragt, ob ich im Bereich des Vorstandes tätig sein will. Das habe ich ein paar Jahre gemacht. Der Tommi Deitenbach hat dann jemanden gesucht, der zwischen Sport und Show die Organisation übernimmt. Damals hat man mich spaßeshalber als Twenty-Minutes-Man installiert. Ich sollte im Grunde genommen dem Zeitplan grob immer 20 Minuten voraus sein. Und dafür sorgen, dass wenn beim Opening der Vorhang aufgeht, auch der richtige dahintersteht. Das hat sich dann zum Innenraum-Koordinator weiterentwickelt. Alles, was die Leute in der Halle sahen, das sollte rund laufen.
Bist Du selber früher Supercross gefahren?
Nein, ich komme aber aus dem Dreck. Ich bin Enduro gefahren. Damals war die Entscheidung Familie oder Sport. Wenn ich etwas mache, dann richtig. Deswegen habe ich gesagt, okay, dann wechsele ich die Seiten. Und werde ausführendes Organ.
Was ist die Aufgabe eines Rennleiters?
Hier machen wir Teamwork, Abläufe werden besprochen. Es gibt hauptamtliche Mitarbeiter der Sportabteilung. Ich muss das Renngeschehen verantwortlich leiten. Nach dem Motorsportgesetz hat er umfangreiche Aufgaben, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten. Das geht schon im Vorfeld los, wenn es um Genehmigungen geht. Wenn Fristen versäumt werden, ist der Rennleiter der erste Ansprechpartner. In dem Moment wo die Fahrer in die Halle kommen, habe ich dafür zu sorgen, dass das Racing steht. Dass die Startmaschine bereit ist, die Zeiten eingehalten werden. Ich gebe den Start frei. Letztlich breche ich auch einen Lauf ab, wenn es einen Sturz gab. Von Schiedsrichter Olaf Noack, der oben im sogenannten Vogelnest sitzt, oder Renndirektor Marcel Dornhöfer kriege ich dann Hinweise. Wenn jemand verunfallt ist, muss ich den Unfallbericht an den DMSB senden. Ich kann grundsätzlich auch Strafen aussprechen. Eigentlich bestimmt der Olaf diese, ich sorge dafür, dass sie tatsächlich umgesetzt werden. In der Regel sind es Geld- oder Platzstrafen.
Was willst Du anders machen als dein Vorgänger?
Ich habe oftmals in solchen Situationen gesagt, ich bin nicht mein Vorgänger. Ich bin nicht Ottmar, ich bin ich. Ich habe meine eigene Persönlichkeit. Ich werde eigene Fehler machen. Ich werde sicher das eine oder andere anders machen. Es gibt aber gar keinen Grund alles komplett umzuschmeißen. Das ist ähnlich wie im Fußball: Wenn der Rennleiter gar nicht zu sehen ist, wenn er gar nicht im Mittelpunkt steht, dann ist die Veranstaltung am besten gelaufen. Man sollte so unauffällig wie möglich sein.
Wie sieht es momentan bei dir drinnen aus?
Ich bin von der Anspannung her an einem sehr hohen Punkt. Das war ich aber damals auch schon, als ich den Job übernommen habe. Ich hoffe, dass die neue Aufgabe rein körperlich ein bisschen einfacher wird. Ich muss nicht mehr zu allen Zeiten an allen Orten sein. Die Verantwortung ist letztlich natürlich etwas höher.
Du bist beruflich Kriminalhauptkommissar…
Offensichtlich stehe ich auf den Begriff Kommissar. Haupt-, Sport- egal wie. Ich bin bei der Kripo in Dortmund tätig. Im Moment bekämpfe ich die Einbruchskriminalität. Insofern kenne ich mich auch mit Verantwortlichkeiten aus. Ich weiß, was auf einen zukommen kann. 2014, als wir den tragischen Unfall hier hatten, als der Fahrer verstorben ist, kannte ich mich mit den Abläufen aus, weil das in den Zuständigkeitsbereich meiner Dienststelle fiel. Das hat uns geholfen, mit dem umzugehen, was damals auf Veranstalter und Angehörige zukam.