Stephan Büttner im Interview

Stephan, im vergangenen Jahr bist du als Dritter nach Dortmund gekommen und hattest noch Hoffnungen auf den Titel in der SX2-Klasse. 2017 kommst du als absoluter Topfavorit. Siehst du das auch so?

Joa. Ich habe auf jeden Fall einen ordentlichen Vorsprung und werde alles versuchen, das Ding Anfang Januar nach Hause zu fahren. Ich hoffe doch sehr, dass mir das auch gelingt.

Du hast acht von zwölf Heats gewonnen. Hast du so einen Start in den SX Cup für möglich gehalten?
Nee, absolut nicht. Ich wusste, dass ich fit bin. Ich wusste auch, dass ich schnell bin. Aber, dass es so gut läuft, daran habe ich nicht geglaubt. In Stuttgart und vor allem in München konnte ich nahezu alles abrufen und habe mir kaum Fehler geleistet.

Dass alles so glatt läuft, damit kann man im Supercross einfach nicht rechnen. Fehlerfrei waren deine Fahrten also nicht?
Ich hatte in jedem Lauf meine kleinen Fehler drin. Das perfekte Rennen – das gibt es meiner Meinung nach auch nicht. Allerdings habe ich besonders am Gatter gute Arbeit geleistet. Meine Starts waren immer sehr gut, wovon ich dann in den Rennen profitiert habe. So konnte ich mich aus dem großen Gerangel heraushalten und bin dadurch zunächst auch nicht mit Stürzen konfrontiert worden. Bei meinen Teamkollegen war das anders, die hatten schon das ein oder andere Mal etwas Pech. Das ist wohl auch der Hauptgrund, warum mein Vorsprung vor Dortmund so groß ist.

Du bist selbstbewusst in die SX-Cup-Saison gestartet. Wie hast du dich auf die Hallen-Saison vorbereitet?
Ich habe mich mit meinem Trainer auf den nötigen Fitness-Level gebracht – so wie immer. Direkt nach der Outdoor-Saison habe ich eigentlich durchgehend auf der Strecke von Ken Roczen in Mattstedt trainiert. Zudem bin ich bei einem Supercross-Event im niederländischen Zuidbroek angetreten und dort Gesamtzweiter geworden, was mir natürlich schon mal Selbstbewusstsein verliehen hat.

Du kommst nicht nur mit einer besseren Ausgangslage nach Dortmund, sondern auch mit einem anderen Team als 2016. Seit wann bist du bereits im Monster Energy Kawasaki Elf Team Pfeil?
Das hat sich eigentlich direkt nach dem vergangenen Supercross in Dortmund so ergeben. Bevor ich damals zu STC MJ Sport auf eine Yamaha gewechselt bin, war ich schon immer auf einer Kawasaki bei Pfeil unterwegs.

Eine Parallele zum Vorjahr ist aber das Abschneiden in Chemnitz. Dort lief es bei den vergangenen beiden Auftritten nicht wirklich rund. Liegt dir Chemnitz nicht, oder ist das Zufall?
Ich glaube, eher kein Zufall. Es liegt wohl daran, dass das mein Heimrennen ist. Man will sich zwar keinen Druck machen, aber spürt diesen trotzdem. Ich kenne da fast jeden, der dort rumläuft. Ich glaube, dass das im Hinterkopf schon eine Rolle spielt.

Du willst es also besonders gut machen und gehst zu übermotiviert an die Sache heran?
Nee, nicht unbedingt übermotiviert. Ich fühle mich eher verunsichert. Jeder kennt mich, jeder spricht mich an und hat irgendwelche Ratschläge parat. Wähl doch diesen Weg, versuch es so und so zu machen. Mir fehlt da einfach ein wenig die Ruhe, die ich bei den anderen Veranstaltungen habe.

Mit einem Sieg und einem zweiten Platz ist es jetzt aber auch kein schlechtes Wochenende gewesen, oder?
Naja, ich habe halt mehr Fehler gemacht, als zuvor. In den beiden Finalläufen, in denen ich Fünfter beziehungsweise Sechster geworden bin, habe ich zuvor versucht den Führenden zu überholen. Dabei habe ich nunmal Fehler gemacht, die mich zurückgeworfen haben. Sowas passiert – jedoch ausgerechnet wieder in Chemnitz. Das ist schon auffällig und wird mit der besonderen Situation des Heimrennens zu tun haben. Auch wenn ich im Vorfeld eigentlich das Gefühl hatte, dass ich insgesamt ruhiger war.

Dein Vorsprung hat sich nur geringfügig verkleinert und du hast in diesem SX-Cup-Jahr schon zwei Prinzen-Titel – in Stuttgart und München – geholt. Die ersten deiner Karriere, oder?
Ja, Prinz bin ich zuvor noch nicht gewesen. Umso schöner war es, die Saison gleich mit so einem Titel zu beginnen. Nach Stuttgart war ich jedoch noch etwas unsicher. Ich bin im dritten Lauf nur Fünfter geworden, hatte in der Gesamtwertung nur einen ganz knappen Vorsprung. Nachdem ich dann aber in München alle Rennen gewonnen hatte, war ich mir endgültig sicher, dass ich den Cup in dieser Saison gewinnen kann.

Entsprechend motiviert reist du nach Dortmund…
Klar, zumal ich dort schon 2016 gut zurechtgekommen bin. Ich bin zweitbester Pilot des Events geworden, habe den Prinzen-Titel knapp verpasst, worüber ich mich schon ein wenig geärgert habe. So sehr ich mir einen Prinzen-Titel in Dortmund wünschen würde – absolute Priorität hat die Cup-Wertung. Hoffentlich gelingen mir an den ersten beiden Tagen ordentliche Rennen. Wenn ich den Titel im Sack habe, kann ich am Sonntag nochmal ganz befreit auffahren. Wenn ich dabei auch noch genug Punkte für den Prinzen-Titel hole, wäre das absolut perfekt.

Die wohl größten Konkurrenten im Kampf um beide Titel kommen aus deinem Team. Versteht man sich trotzdem gut? Wie ist die Atmosphäre im Team?
Gerade Luca Nijenhuis kenne ich von der Outdoor-Saison und Julien Lebeau kenne ich ebenfalls aus den vergangenen Jahren. Wir verstehen uns richtig gut. Jetzt, wo es für uns alle um etwas geht, sitzt man nicht ständig zusammen und unterhält sich –was in Anbetracht der Situation ja völlig normal ist. Ich glaube, dass der Teamchef mit uns zufrieden ist. Wir kämpfen auf der Strecke hart gegeneinander, bleiben dabei aber immer sehr fair und behindern uns nicht gegenseitig.