Elektrisierend: Rebeaud reloaded

40 Jahre und nun doch ein bisschen leise – das ist Mat Rebeaud. Der Schweizer Freestyle-Profi setzt seit einiger Zeit auf E-Bikes.

Der Hauptgrund, dass Rebeaud begonnen hat, Freestyle mit E-Bikes zu betreiben, ist simpel wie logisch. Er sehnte sich nach einer Möglichkeit, zu jedem Zeitpunkt trainieren zu können – unabhängig von Lautstärkenbeschränkungen. „Das ist in der Schweiz genau wie in Deutschland, die Trainingsmöglichkeiten werden immer schwieriger, weil die herkömmlichen Maschinen nun einmal eine Menge Lärm machen“, sagt Rebeaud. „Mit dem E-Bike ist das etwas ganz anderes. Ich kann im Sommer am Abend draußen fahren, ohne auf die Uhr schauen zu müssen.“

Rebeaud gewann 2006 den WM-Titel im Freestyle, 2008 sicherte er sich bei den Red Bull X-Fighters den Gesamtsieg, mit der bis heute höchsten in einer Saison erzielten Punktzahl. Nach einigen Jahren Verletzungspech kehrte er 2014 in den FMX-Zirkus zurück. In Dortmund war er zuerst 2006 mit von der Partie. Es folgten Auftritte 2013, 2014 und 2017.

Der Umstieg auf ein elektrisches Motorrad war am Anfang alles andere als einfach und erforderte viel Fleißarbeit. „Du hast keine Gänge, keine Kupplung und kein Sound als Feedback – ich musste das Springen fast neu erlernen“, sagt Rebeaud. „Ich wusste beim Verbrenner genau, bei welchem Sprung ich in welchem Gang anfahren musste – auf einmal war mit dem E-Bike alles anders. Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, dann geht es.“ Was sich nicht so einfach kompensieren ließ, waren die Kräfte, die durch den Verbrennungsmotor und das komplette Fahrzeugkonzept auf die Maschine in der Luft wirken. „Der Impuls, das Motorrad in der Luft per Gas und Bremse in eine Rotation zu versetzen, ist ein anderer.  Das war gerade zu Beginn sehr gewöhnungsbedürftig.“

Was Rebeaud in jedem Fall in den letzten Jahren unter Beweis gestellt hat: Auch mit einem E-Bike kann man eine Menge Spaß haben. „Einige Kollegen haben mein Vorhaben anfangs belächelt“, gesteht er. „Auf der anderen Seite erreiche ich so nun auch andere Zielgruppen.“ Ein Paradebeispiel war jüngst Rebeauds Ausflug in den Snowpark im Schweizerischen Laax. Das Fahren war hier nur ohne Lautstärkenemissionen möglich und ohne Schmierstoffe, die unter Umständen den Schnee hätten kontaminieren können.

„Ich liebe es, an den unwahrscheinlichsten Orten zu fahren“, lacht der Waadtländer. „Schon als kleiner Knirps sah ich die großen Sprünge im Schnee und dachte, es wäre cool, das mit dem Motorrad zu machen. Aber ich dachte immer, dass ich niemals eine Genehmigung bekommen würde.“

Neue Technologien öffnen Türen. Rebeaud sieht mit seinem Engagement ganz neue Möglichkeiten: „Wir haben die Chance, Motocross und Freestyle näher zu den Leuten zu bringen, zum Beispiel in die Städte. Das ist heute mit herkömmlichen Bikes gar nicht mehr so einfach.“ Der Traum des Schweizers ist es, dass geeignete E-Bikes – auch für Freestyle – im Handel erhältlich sein werden. „Das war bei mir anfangs eine große Hürde, denn es waren schlichtweg keine Bikes verfügbar, die für diesen Zweck geeignet waren. Wenn sich das in Zukunft ändert, werden vielleicht auch weitere Fahrer auf den Zug aufspringen.“

Dass er jetzt als erstes Freestyle-Ass mit einem E-Bike die Westfalenhalle rocken kann, darauf freut sich Rebeaud besonders. „Dortmund ist cool – in bin sehr aufgeregt.“