Der Jüngste jagt jetzt die Arrivierten

Die Westfalenhallen Dortmund kennt Carl Ostermann wie seine Westentasche. In den letzten beiden Jahren gewann der mittlerweile 15-Jährige jeweils die Supercross-Serie des ADAC SX-Cups souverän in der SX3. 2017/2018 wurde er auch FIM Europameister bei den 85ccm-Maschinen. Nun ist einer der talentiertesten und erfolgreichsten Supercross-Nachwuchsfahrer Europas aufgestiegen. Der Bonner misst sich seit dieser Saison in der SX2 mit Fahrern die deutlich erfahrener und älter sind. In der Gesamtwertung ist er nach einer Nullnummer in Stuttgart und Platz neun und elf in den Finals von Chemnitz derzeit 13. Für die Rennen im „House of Cross“ hat sich Ostermann dennoch einiges vorgenommen.

„Zum Auftakt in Stuttgart hatte ich einen dicken Crash, bei dem mir ein anderer Fahrer in das Motorrad gesprungen ist. In erster Linie bin ich froh, dass mir nichts passiert ist, aber das hat mein Rennwochenende ruiniert. In Chemnitz lief es im Anschluss mit zwei Finalteilnahmen wie erhofft und geplant. Damit war ich sehr glücklich. Meine Ziele hatte ich für dieses Wochenende erreicht. Darauf werde ich aufbauen. Das Finale zu erreichen, ist in Dortmund an allen Tagen natürlich auch mein Ziel. Und am liebsten möchte ich nach Möglichkeit dann auch ein wenig weiter vorne im Feld mitfahren“, sagt Carl Ostermann, der nach dem Umstieg in die Klasse der bis 21 Jahre alten Nachwuchspiloten – auch aufgrund von Verletzungen – keine einfache Saison hinter sich hat. „Ich würde nicht sagen, dass 2019 nicht mein Jahr war. Aber, ich habe mir manches ein bisschen besser vorgestellt. An meinen Verletzungen hatte ich schon zu knabbern. Erst bin ich in Frankreich im Training gestürzt und habe mir das Schlüsselbein gebrochen. Das ging relativ schnell, weil ich sofort operiert worden bin. Das hat drei Wochen gedauert. Kurz danach hatte ich dann mein Becken gebrochen. Die verletzte Hüfte wurde konservativ behandelt. Ich musste deswegen zirka acht Wochen pausieren. In dieser Zeit standen einige SX-Rennen auf dem Programm, die mir jetzt in Sachen Rennerfahrung einfach fehlen.“

Als jüngster Fahrer im Feld sammelt er wertvolle Erfahrungen

Mit Rückschlägen und Misserfolgen umzugehen, gehört zum Reifeprozess. Dessen ist sich Ostermann nach seinem Umstieg in die SX2 auch voll und ganz bewusst. „Ich muss ehrlich sagen, vor meinem ersten großen Rennen in Stuttgart in der SX2 war ich sehr nervös. Aber, das hatte sich dann ja auch schnell erledigt durch den Unfall“, sagt er lachend. „Das ist keine Ausrede, aber als jüngster Fahrer im Feld weiß ich, dass ich normalerweise nicht gewinnen kann, auch wenn ich das liebend gerne machen würde und auch jedes Mal wieder probiere. Im Vergleich zu den Spitzenfahrern in der SX2 habe ich aber noch viele Jahre Zeit, mich zu entwickeln. Dennoch ist jedes Rennen für mich eine wertvolle Erfahrung, die mich weiter bringt.“

Auch mit seinem neuen Arbeitsgerät konnte sich der Fahrer des Bulls.Xtreme Husqvarna SX Racing-Team bereits sehr schnell anfreunden. „Wenn man mich fragen würde, was mir besser liegt, würde ich mich aufgrund meines Fahrstils klar für den Viertakter entscheiden, ich mag mehr Schub und Leistung. Mit einem Viertakter kann man auch mal ohne Bremse durch die Kurve fahren. Mit einem Zweitakter muss man mit viel mehr Drehzahl fahren. Wie gesagt, da liegt mir der Viertakter einfach mehr. Auch die Beschaffenheit der Strecken hat teilweise großen Einfluss auf die Rennen. In Dortmund ist der Boden ziemlich weich und sehr lehmig. Das kommt mir eigentlich sehr entgegen.“

Mit 1,80 Meter hat er die optimale Größe für die SX2-Klasse

Zumindest ein Problem hat sich für Ostermann in der SX2 erledigt, seine Größe. „Ich bin letztes Jahr mit 1,75 Meter auf einem 85ccm-Motorrad gefahren. Das kann man sich kaum vorstellen. Ich war zu schwer und hatte Schwierigkeiten einen Start zu gewinnen. Es gibt natürlich Fahrer, die sind kleiner als ich, und fahren auf einem 450ccm-Motorrad aber das sind eben auch austrainierte Athleten. Für die 250ccm habe ich nun mit 1,82 Meter die optimale Größe. Damit fühle ich mich jetzt echt wohl und hoffe, dass ich nicht noch weiter wachsen werde.“

Eine Woche vor Neujahr kehrte Ostermann aus dem Skiurlaub zurück. „Danach habe ich intensiv in der Halle auf und neben dem Motorrad trainiert.“ Und von Tag zu Tag wuchs die Vorfreude auf die Rennen in Dortmund. „Es wird wie jedes Jahr eine tolle Veranstaltung sein und die Strecke wird sehr viel Spaß machen. Meine Familie und Freunde werden mich anfeuern. Dies sind immer die besten Rennen des ganzen Jahres. Der ADAC Supercross in der Westfalenhalle ist eine coole Sache. Eine Woche nachdem es vorbei ist, freue ich mich schon wieder auf das nächste Jahr in Dortmund.“